Was Ist Räuchern
WIE UND WARUM WIRKT ES?
Beim Räuchern geht es darum, das Wesen der Pflanze von ihrem Körper zu lösen. So können Blätter, Blüten, Hölzer, Rinden, Wurzeln, Knospen, Harze und Samen ihre Wirkung entfalten. Durch das Feuer findet eine Transformation statt, und auf dem Wege des Rauches kann die Pflanze mit uns in Kontakt treten und uns alles geben, was sie imstande ist, zu geben.
Das Räuchern ist so alt wie das Feuer. Es gab kein Naturvolk, das diese Anwendung nicht für sich nutzte. Jene, die es heute noch gibt, verwenden diese Naturkräfte immer noch genau so, wie es ihre Vorfahren taten. In ursprünglichen Regionen werden bis heute Wohnräume und Ställe durch Räuchern desinfiziert sowie Gegenstände und Kleider parfümiert. Natürlich kommt das Räuchern auch bei Krankheiten zum Einsatz. In unseren Regionen wurde bis ins Mittelalter täglich zur Körper- und Raumpflegegeräuchert. Bis in die Sechzigerjahre konnte man bei uns noch Räucherwerk zu Heilzwecken in der Apotheke kaufen: Tannenharz gegen Husten und Bronchialerkrankungen wurde als Straßburger Terpentin angeboten, Lärchenharz wurde bei Katarrhen und Erkrankungen der Atmungsorgane als Venetianisches Terpentin verwendet, Kiefernharz war zur Lungenstärkung unter dem Namen Colophonium in der Apotheke erhältlich, Fichtenharz, auch Burgunderharz genannt, setzte man bei Ausschlägen und Rheuma ein, Wacholderharz oder auch Wacholderbeeren wurden bei Quetschungen und Geschwülsten verräuchert. Ein berühmter Anwender des Räucherns auch bei körperlichen Beschwerden war Pfarrer Sebastian Kneipp. In ganz alten Filmen ist dokumentiert, wie er mit der Räucherpfanne in Häusern herumgeht, um eine Reinigung der Räume zu vollziehen. Er empfahl auch, Heidekraut und Wacholder bei körperlichen Beschwerden zu verräuchern. Das therapeutische Räuchern ist über Tausende von Jahren erhalten geblieben.
Die Aromatherapie und auch die Parfümerie ist aus dem Wissen des Räucherns entstanden. Das Wort Parfüm kommt vom lateinischen »perfumum«, und das heißt: durch den Rauch. Viele Menschen haben eine Abneigung gegen Rauch oder den Duft von Weihrauch. Das kommt in vielen Fällen daher, dass Erinnerungen aus der Kindheit wachgerüttelt werden. Die Kirchgänge, die in vielen Fällen nicht freiwillig erfolgten, sind mit dem Geruch von Weihrauch in der Kirche verknüpft, der meist sehr intensiv war. Diese Wahrnehmung ist im Unterbewusstsein abgespeichert und kommt immer wieder zutage, sobald der Geruch von Weihrauch auftaucht. Daher spüren sie innerlich eine Abneigung. Trotzdem ist es in der heutigen, so hektischen Zeit immens wichtig, sich wieder der Hilfe aus der Natur zu entsinnen. Das Jagen nach immer mehr Leistung und Konsum bringt den Menschen zunehmend weg von seinem wirklichen Sein. Jedoch kommt verstärkt das Verlangen nach innerem Frieden hoch, denn unsere Seelenebene erinnert uns daran, was wirklich wichtig ist. Und das ist keinesfalls das Materielle, sondern es sind die inneren Werte. Das Räuchern kann die Brücke zu der Erkenntnis sein, welche wichtigen Botschaften wir aus unserem Inneren hören, wenn wir uns dafür Zeit nehmen. Das Räuchern ist eine Auszeit für die Seele.
WELCHE RÄUCHERARTEN GIBT ES?
Räuchern als Brauchtum – Räuchern in den Rauhnächten
In den Rauhnächten (21. Dezember bis 6. Januar) wird in großen Teilen der Alpenländer nach wie vor als Brauch geräuchert, vorwiegend allerdings in den Nächten von Heiligabend, Silvester und vor dem Heiligedreikönigstag. Die ursprüngliche hierfür in unserer Region verwendete Mischung setzt sich aus Weihrauch, Myrrhe und Speik zusammen. In den Rauhnächten wurden immer die Ställe der Bauernhöfe mit geräuchert, damit auch die Tiere desinfiziert und gereinigt wurden. Die gebräuchliche Erklärung für diesen Brauch war, dass man an diesen drei Tagen die »bösen Geister austreibt«. Mir hat diese Erklärung nie wirklich gefallen, deshalb habe ich mich auf die Suche gemacht, den eigentlichen Sinn dahinter festzustellen. In einem sehr alten Buch habe ich dann die Antwort gefunden. Darin hieß es, dass man für diese drei Wörter auch Folgendes einsetzen kann:
böse = schlech
Geist = Energie
austreiben = entfernen
Also steckt hinter dieser Botschaft ganz einfach:
»schlechte Energien entfernen«.
Der Räucherbrauch wurde dreimal hintereinander am Ende des Jahres sowie am Beginn des neuen Jahres durchgeführt, weil die schlechte Energie nicht ins neue Jahr getragen werden sollte. Also hat auch das Brauchtumsräuchern mit Reinigung zu tun.
Räuchern zu rituellen Zwecken
Diese Art des Räucherns verunsichert die Menschen oft. Denn viele haben das Gefühl, dass man etwas falsch machen und die Wirkung dadurch ins Gegenteil umschlagen könnte. In vielen Gesprächen wurde mir immer wiedergesagt, dass man Respekt vor dem Ritualräuchern bzw. vor den Darstellungen habe, die aus vielen Räucherbüchern bekannt sind. Ritualräucherungen werden in unserer Kultur nicht so häufig praktiziert. Trotzdem sind die Menschen auch hier bei uns immer wieder versucht, eine rituelle Räucherung »nachzuahmen«. Doch viele Rituale können von uns hierin Europa nicht nachvollzogen werden, weil wir nicht Götter anbeten wie Hinduisten, auch keine Ahnen wie die Indianer. Daher sind Räucherrituale immer denen vorbehalten, die wissen, was sie damit bezwecken. Es scheitert oft schon daran, dass die Räucherutensilien bzw. -zutaten hier schwer zubekommen sind. Tonkabohnen oder Vetiver sind vielen Menschen nicht einmal ein Begriff, geschweige denn wissen sie, wie Drachenblutharz richtig zu verwenden ist. Allein davor haben die Menschen manchmal Berührungsängste, weil sie nicht ahnen können, was diese exotischen Räucherwerke bewirken. Wenn jemand Rituale durchführen will, möge er unbedingt die Wirkung der Räucherzutaten hinterfragen. Denn in der Naturist nichts ohne Wirkung. Kennt man jedoch die Wirkung nicht, macht es auch keinen Sinn, zu räuchern. Im Internet oder in einschlägigen Medien gibt es die Möglichkeit, sich über die Wirkung der jeweiligen Zutaten zu informieren. Ich vergleiche diese Situation immer damit, dass auch niemand in den Wald geht, um Pilze zu sammeln, und wahllos alle mitnimmt, die er sieht – auch einen roten mit weißen Punkten. Da ist jeder vorsichtig und weiß um die möglichen Giftstoffe in den Pilzen.
Einige Beispiele für den Einsatz von Ritualräucherungen:
• Opfergabe für Götter und Göttinnen
• Kontakt zu Gottheiten oder Geistwesen herstellen
• Kontakt zu den Ahnen herstellen
• Zum Geleit der Toten in die jenseitige Welt
• Gebete intensivieren
• Mondanbetung
• Erdheilung
Alle Naturvölker dieser Erde verwenden das Räuchern für verschiedene Zwecke. Das rituelle Räuchern ist für sie genauso wichtig wie das tägliche Reinigen der Wohnstätten mit Rauch.
Räuchern zur Reinigung
In jeder Kultur war bekannt, dass man das Räuchern sehr gut zur Reinigung von Wohnräumen, Menschen und Gegenständen einsetzen kann. Es ist die älteste Reinigungsmethode der Welt. Alle Völker haben gewusst, dass Energiemüll auf diese Weise natürlich entsorgt werden kann. Daher wurde täglich geräuchert. Im westeuropäischen Kulturraum haben die Kelten diese Methode angewendet. Später ist sie leider teilweise in Vergessenheit geraten. Jedoch haben die weisen Frauen bei uns immer um diese unverzichtbare Reinigungsmethode gewusst und sie auch täglich angewendet. Heute ist es wichtiger denn je, alle Belastungen, die wir um uns herum haben, zu entsorgen, denn sonst werden sie zur Qual. Ich weiß, wovon ich hier schreibe, denn ich treffe immer wieder auf Menschen, die meine Hilfebenötigen, um die Reinigung ihrer Wohnräume durchzuführen. Spätestens einen Tag danach wissen die Bewohner dieser Räume, was es für einen Unterschied macht, in einer energetisch belasteten oder in einer gereinigten Wohnung zu leben. Mit meiner Arbeit knüpfe ich an das alte Wissen wieder an, das uns unsere Vorfahren hinterlassen haben und das nie aufhören wird zu existieren. Wir dürfen es für uns nutzen. Ich stehe diesem Wissen sehr respektvoll gegenüber und gehe auch sehr ehrfürchtig und demütig damit um. Mich hat schon lange interessiert, wie andere Kulturen heute mit dem Thema Räuchern zur Reinigung umgehen. Ich war doch überrascht, dass die Reinigung durch Räuchern überall, nach wie vor ein unverzichtbarer Teil des täglichen Lebens ist. Faszinierend ist für mich, dass sich diese Völker untereinander nicht austauschen können und doch alle für sich intuitiv wissen, wie wichtig es ist, das Räuchern in das tägliche Leben zu integrieren.
Räuchern zur Linderung von körperlichen Beschwerden
Diese Räucheranwendung ist genauso alt wie die anderen Räucherarten. Jedes Naturvolk hat es verstanden bzw. versteht es immer noch, die Kraft der Natur auch für die Anwendung am Körper zu nutzen. Ursprünglich wurden Menschen, die körperliche Beschwerden hatten, in einen großen runden Bottich gestellt. Darin wurde ein Räuchergefäß aufgestellt, und der Betroffene wurde mit entsprechenden Räucherrezepturen kuriert. Dazu musste er die Beine grätschen, sodass der Rauch den ganzen Körper erfassen konnte. Damit es die Erkrankten bequemer hatten, wurden später der Räucherschemel und das Räuchertuch für die körperliche Anwendung verwendet. Diese Anwendungen sind sehr einfach, effektiv und schnell wirksam.
Räuchern zur Linderung von seelischen Beschwerden
Nicht weniger wichtig als die Anwendung am Körper war schon immer, der Seele Nahrung zuzuführen, wenn sie es brauchte. Man sagt auch zu Recht, dass Räuchern eine Auszeit für die Seele bedeutet. Sobald der Räuchervorgang beginnt, ist man sehr schnell in der Lage, die Hektik des Alltags abzustreifen und zur Ruhe zu kommen. Niemand kann unter Stressräuchern. Es wurde auch wissenschaftlich belegt, dass Räucherstoffe direkte Auswirkungen auf Emotionen, auf die Psyche des Menschen sowie auf das vegetative Nervensystem haben. Ich denke, dass gerade in der heutigen Zeit, die den Menschen sehr viel abverlangt, dieses alte Hilfsmittel immens hilfreich ist. Außer den erforderlichen Utensilien wie Räuchergefäß und Kohle benötigt man für diese Anwendung keine besonderen Hilfsmittel.